Neuland Digitalierung im Bildungsbereich - Landtagsabgeordnete informieren sich vor Ort
Petra Häffner, Grüne Landtagsabgeordnete des Rems-Murr-Kreises freute sich, am 6. März 2018 ihre Landtagskolleginnen und Kollegen mit der Vorsitzenden Brigitte Lösch aus dem Bildungs-Ausschuss in den Rems-Murr-Kreis einzuladen. Ihr Anliegen: Eindrücke und Erfahrungen aus der Schulpraxis für die parlamentarische Arbeit zu sammeln. Herr Lenk, Schulleiter der Kaufmännischen Schule Waiblingen (KSWN) und Gastgeber stellte vor, wie Digitalisierung an der KSWN umgesetzt wird. Die Schule nimmt in Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle beim Thema Digitalisierung ein. Begleitet wurden die Grünen Abgeordneten von Landrat Dr. Richard Sigel.
New York, San Francisco, Waiblingen – eine überraschende Konstellation? Nicht, wenn es um die digitale Schule von morgen geht. Die Grünen Mitglieder des Bildungsausschusses im baden-württembergischen Landtag bereisten innerhalb des letzten halben Jahres genau diese drei Städte, um sich Eindrücke und Erfahrungen aus der Schulpraxis für die parlamentarische Arbeit zu holen. Die Kaufmännische Schule Waiblingen präsentierte sich – auch im amerikanischen Vergleich - als Vorreiterschule.
Die 1.600 Kaufleute vom Ameisenbühl gehen seit vier Jahren schon - lange bevor das Kultusministerium Schulversuche startete - in die digitale Offensive. Die Schule kann ihren Schülerinnen und Schülern bieten, wovon andere in diesem Maß häufig nur träumen können. Denn neben iPads gibt es W-LAN für alle im Schulgebäude und im Klassenzimmer Beamer, Visualizer und das elektronische Tagebuch, das schon längst die alte Papierkladde abgelöst hat.
Einen Eindruck ins digitale Wunderland gab Christoph Bossaller, der das Tablet-Projekt an der KSWN betreut. So seien erstmals alle 120 Elftklässler des Wirtschafts-gymnasiums mit Tablets ausgestattet worden, sodass nun insgesamt 300 Geräte vorhanden sind. Zahlen, die die Ausschussvorsitzende Brigitte Lösch ebenso beeindruckte wie Petra Häffner, die Schorndorfer Grünen-Abgeordnete, die den Besuch initiierte. Mathematiklehrer Mathias Koczor und Englischlehrer Izzet Sabanoglu boten Einblicke in die digitale Unterrichtspraxis, die zeigten, dass das Geld des Schulträgers gut investiert ist: Englischlehrer Sabanoglu ließ einen Text im virtuellen Schulbuch mit der App Scook lesen, auf LearningApps.org die Vokabeln in Form eines Kreuzworträtsels abfragen, mithilfe des Präsentationspro-gramms Keynote eine Präsentation mit copyrightfreien Bildern erstellen und testete zum Abschluss Inhaltsfragen mit der App Kahoot. Mehr digital geht nicht in einer Stunde.
Bildungsausschuss-Vorsitzende Brigitte Lösch zeigte sich beeindruckt vom „Potential der Digitalisierung“: „Hier werden Wege aufgezeigt, wie die neue Technologie erfolgreich in den Schulalltag eingesetzt werden kann.“ Schulleiter Ulrich Lenk machte dabei deutlich, dass es „stets um eine enge Verzahnung von Methodik, Didaktik und Pädagogik“ gehe und das Tablet nicht als Selbstzweck eingesetzt werde.
Beim Thema Datenschutz zeigten sich Unterschiede beim Einsatz an amerikanischen und deutschen Schulen. Digitale Schule gehe dort oft so weit, dass die Schülerinnen und Schüler gläsern würden, so Petra Häffner, die von der Ausschussreise in die USA im vergangenen Oktober berichtete. Denn die Schülerleistungen und Aufgaben über Portale seien dort für Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler, sowie für die Eltern einsehbar. „Das geht mir zu weit“, kritisiert die Schorndorfer Landtagsabgeordnete. „Die KSWN will den Schülerinnen und Schülern vielmehr eine umfassende Medienkompetenz mit auf den Weg geben und nicht ein Mehr an Kontrolle für Eltern oder Lehrer bzw. Lehrerinnen ermöglichen – das ist für mich der richtige Weg.“
In der Diskussion der Bildungspolitiker mit den Bildungspraktikern betonte Lösch, dass die Finanzierung durch die Politik geschehen müsse, nicht durch Unternehmen. Landrat Dr. Sigel pflichtete ihr bei: „Wir verlassen uns als Schulträger darauf, dass das Thema Digitalisierung in den Schulen zukünftig einen noch höheren Stellenwert in der Bundes- und Landespolitik genießt. Denn ohne diese Unterstützung werden die Bemühungen der Schulträger oft nur projektbezogen sein können.“