Petra Häffner und „Frauengold“ zum 100-jährigen Frauenwahlrecht

Wie fühlt sich das an: nicht wählen zu dürfen? Keine politische Stimme zu haben? Gleich zu Anfang ihrer Veranstaltung „100 Jahre Frauenwahlrecht“ führte Petra Häffner ihren Gästen (darunter vielen Frauen und wenigen Männern) im vollbesetzten Saal des Gasthaus Stern in Rudersberg dies vor Augen. Die Grüne Landtagsabgeordnete aus Schorndorf ließ das Publikum abstimmen. Soll die Landesregierung eine Initiative zum Verbot von Einwegkaffeebechern starten? Alle hoben die Hand, aber dann: Stopp! Die Abstimmung ist ungültig: „Heute sind nur die Männer gefragt“, sagt Häffner und wiederholt die Abstimmung – diesmal ohne Frauen. Die Männer bestimmen und die Frauen sehen zu: So war das vor Einführung des allgemeinen Wahlrechts vor über 100 Jahren.

Frauenrechte gibt es nur in der Demokratie

Die Emanzipation der Frau und die Gleichstellung von Männern und Frauen ist seit 1918 große Schritte vorangekommen. Der gesetzliche Anspruch auf Gleichberechtigung ist da, es gibt einen Anspruch auf Kinderbetreuung, wir haben das Chancengleichheitsgesetz, stellt Petra Häffner in ihrer Einführung fest. Aber noch stoßen Frauen privat und beruflich an die gläserne Decke. Für Häffner gibt es keinen Grund auf dem Erreichten auszuruhen: „Demokratie ist kein Selbstläufer, schon gar nicht in Zeiten von Pegida und Rechtspopulismus. Frauenrechte gibt es nur in der Demokratie. Bei Populisten und Nationalisten sind Frauenrechte nicht in guten Händen“.

Häffner bedauert, dass Frauen noch zu wenig in den Parlamenten vertreten sind: ob Gemeinderat, Kreistag, Land- oder Bundestag. Sie ermutigt sie sich einzumischen und mitzumachen: Wir brauchen Vorbilder und wir brauchen Fürsprecherinnen für das, was uns Frauen wichtig ist.

Lieber ein sprechender Frosch als ein langweiliger Prinz

Susanne Geiger und Birgit Kruckenberg vom Frauenkabarett „Frauengold“ aus Herrenberg setzen den kabarettistischen Kontrapunkt. Zunächst im Quiz: Welche Frau herrschte schon vor 3500 Jahren über 2 Jahrzehnte lang über ein Großreich: Pharaonin Hatschepsut. Und wer kennt die griechische Dichterin Sappho, die schon 600 Jahre vor Christus eine Sängerinnenschule gründete? Schon immer gab es auch Frauen, die in Geschichte, Staatskunst Technik, Großes leisteten.
Doch man muss sie suchen – es wurde wenig bis gar nichts von Ihnen berichtet.

Und die Frauen, die man nur zu gut kennt, sollte man mal mit einem anderen, feministischen Blick betrachten. Da werden die braven Märchenfiguren erfrischend gegen den Strich gebürstet: das kecke Rotkäppchen sichert sich den Pelz des Wolfes, die Froschkönigin will statt eines Prinzen im Schlepptau lieber einen sprechenden Frosch, mit dem sie an der Uni angeben kann.
Lustvoll singen die beiden Künstlerinnen sich durch Frauengeschichte und Frauenklischees, führen augenzwinkernd einen Zickenkrieg, zeigen, wie Frauen sich selbst im Weg stehen.

Ein großartiger Abend, eine großartige Ermutigung für Frauen mitzumischen.

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